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120 Die Erzählung von der Erlösung aus Banden - Bandhanamokkha-Jataka

120 Die Erzählung von der Erlösung aus Banden - Bandhanamokkha-Jataka

Summary: url=./index.html#j120 Ein König, der seine Frau sehr liebt, muß in den Kampf ziehen und verspricht ihr nach jeder Meile einen Boten zu senden. Alle diese Boten verführt sie. Als die Königin auch den Hauspriester verführen will, weist dieser ihre Anträge zurück. Um sich zu rächen sagt sie dem Könige bei seiner Rückkehr, der Hauspriester habe ihr Gewalt angetan. Voll Zorn befiehlt der König dessen Hinrichtung. Doch jener läßt sich vor den König führen und beweist ihm seine Unschuld. Nun will der König die anderen strafen; aber auch sie erhalten durch die Fürsprache des Hauspriesters Begnadigung.

J 120 {Sutta: J i 440|J 120|J 120} {Vaṇṇanā: atta. J 120|atta. J 120}

Die Erzählung von der Erlösung aus Banden

120

Bandhanamokkha-Jataka (Bandhanamokkhajātakaṃ)

übersetzt aus dem Pali ins Deutsche:

Julius Dutoit

Man fesselt Nichtzufesselnde

[§A] Hover: Gegenwartsgeschichte: Vorgeschichte

Dies erzählte der Meister, da er im Jetavana verweilte, mit Beziehung auf die junge Brahmanin Ciñcā.

[§D]

Deren Geschichte wird im zwölften Buche im Mahapaduma-Jātaka {Jāt.472} erzählt werden. —

Damals aber sprach der Meister: „Nicht nur jetzt, ihr Mönche, klagt mich die junge Brahmanin Ciñcā in unwahrer Weise an, sondern auch schon früher klagte sie mich an.“ Und nach diesen Worten erzählte er folgende Begebenheit aus der Vergangenheit.

[§B] Hover: Geschichte aus der Vergangenheit

Als ehedem zu Benares Brahmadatta regierte, wuchs der Bodhisattva im Hause von dessen Hauspriester heran und war nach dem Tode seines Vaters dessen Hauspriester. — Der König aber hatte seiner ersten Gemahlin einen Wunsch gewährt, indem er sagte: „Frau, Liebe, sage, was du dir wünschest.“ Darauf sprach sie folgendes: „Ein andrer Wunsch ist ja für mich nicht schwer zu erlangen; von jetzt aber darfst du keine andre Frau in sinnlicher Lust anschauen.“ Der König sträubte sich; aber immer wieder bedrängt gab er endlich nach, da er ihrem Wort nicht widerstehen konnte. Und von da an schaute er von all seinen sechzehntausend Tänzerinnen nicht eine mehr in sinnlicher Lust an.

Darauf entstanden Unruhen an der Grenze seines Landes. Die Truppen, die an der Grenze standen, kämpften zwei- oder dreimal mit den Räubern; dann schickten sie Botschaft: „Wir können jetzt nicht mehr.“ Da beschloss der König, dorthin zu ziehen, und zog ein Heer zusammen; dann ließ er seine Frau rufen und sprach zu ihr: „Liebe, ich gehe an die Grenze. Dort finden mannigfache Kämpfe statt; Sieg oder Niederlage ist unbestimmt. An solchen Orten sind Weiber schwer zu behüten; bleibe du deshalb hier zurück.“ Sie sagte: „Ich vermag nicht, hier zu bleiben, Fürst“; als sie aber immer wieder vom Könige zurückgewiesen wurde, sprach sie: „Schickt also nach jedem Yojana, das Ihr zurückgelegt habt, mir einen Mann, um zu erfahren, ob es gut oder schlecht geht.“

Der König gab mit dem Worte: „Gut“, seine Einwilligung, ließ den Bodhisattva in der Stadt bleiben und zog mit einem großen Heere fort. Auf seinem Marsche schickte er bei jedem Yojana einen Mann fort mit dem Auftrage: „Melde der Königin unsre Gesundheit, erfahre, ob es ihr gut oder schlecht geht, und kehre dann zurück.“ Jene fragte den Mann, wenn er kam: „Warum hat dich der König geschickt?“ Wenn er dann antwortete: „Um Euer Befinden zu erfahren“, sagte sie: „Komm also her“, und trieb Unzucht mit ihm. Der König aber legte einen Weg von zweiunddreißig Yojanas zurück und schickte zweiunddreißig Mann zu ihr; und sie tat mit allen ebenso.

Nachdem der König das Grenzland unterworfen und das Land wieder beruhigt hatte, kehrte er zurück und schickte abermals zweiunddreißig Mann zu ihr; sie aber verging sich auch wieder mit diesen. Als nun der König zurückkehrte, blieb er im Lager des siegreichen Heeres und schickte dem Bodhisattva die Botschaft, er solle die Stadt sich rüsten lassen. Nachdem der Bodhisattva die ganze Stadt sich hatte rüsten lassen, ging er, um auch den königlichen Palast zuzurüsten, nach der Wohnung der Königin. Als diese den mit höchster Schönheit ausgestatteten Körper des Bodhisattva sah, konnte sie sich nicht zurückhalten und sprach: „Komm, Brahmane, besteige mein Lager.“ Der Bodhisattva erwiderte: „Sprich nicht so! Auch der König ist ehrwürdig und ich fürchte die Sünde; ich kann dies nicht tun.“ Sie versetzte: „Für vierundsechzig Diener ist der König nicht ehrwürdig und sie fürchten nicht die Sünde; nur dir ist der König ehrwürdig und nur du fürchtest die Sünde.“ „Ja, wenn es auch so mit diesen stände, würden sie nichts Derartiges tun; ich aber habe Einsicht und werde eine solche Gewalttat nicht verüben.“ „Was plapperst du viel? Wenn du nicht nach meinem Worte tust, werde ich dir den Kopf abschneiden lassen.“ „Gut, in einer Existenz oder in hunderttausend Existenzen soll man mir den Kopf abschneiden; ich kann nicht etwas Derartiges tun.“ Darauf schalt sie den Bodhisattva und sprach: „Gut; ich werde ja sehen.“ Danach ging sie in ihr Schlafgemach, erzeugte an ihrem Körper Nägelmale(2), salbte ihre Glieder mit Öl, zog ein schmutzig aussehendes Gewand an, stellte sich krank und befahl ihren Sklavinnen: „Wenn der König fragt, wo die Königin ist, so sagt, ich sei krank.“

Der Bodhisattva aber ging dem Könige entgegen. Der König umfuhr die Stadt von rechts, stieg in seinen Palast hinauf und fragte, da er die Königin nicht sah: „Wo ist die Königin?“ „Sie ist krank, Herr.“ Darauf betrat er das Schlafgemach und fragte, indem er ihren Rücken rieb: „Was fehlt dir, Liebe?“ Sie blieb still; beim dritten Male blickte sie den König an und sprach: „Du lebst ja, o Großkönig; Weiber wie ich müssen immer einen Herrn haben.“ „Was bedeutet dies, Liebe?“ „Der Hauspriester, dem Ihr die Zurüstung der Stadt übergeben habt, ist unter dem Vorwande, den Palast zuzurüsten, hierher gekommen; und als ich nicht nach seinem Worte tat, schlug er mich, befriedigte sein Gelüste und ging dann fort.“ Da verließ der König, vor Zorn prasselnd wie Salz und Zucker, das ins Feuer geworfen wird, das Schlafgemach, rief seine Türhüter, Diener u. dgl. herbei und rief: „Geht, sag ich, bindet dem Hauspriester die Arme auf den Rücken, behandelt ihn wie einen, der getötet werden soll, führt ihn aus der Stadt heraus, bringt ihn nach dem Hinrichtungsplatz und schlagt ihm den Kopf ab!“ Sie gingen rasch hin, banden ihm die Hände auf den Rücken und ließen die Hinrichtungstrommel erschallen.

Da dachte der Bodhisattva: „Sicherlich hat diese böse Königin den König zuvor verleitet; heute werde ich mich durch eigne Kraft frei machen.“ Und er sprach zu den Männern: „He, wenn ihr mich töten wollt, so zeigt mich erst dem Könige und tötet mich dann.“ „Warum?“ „Ich bin ein Arbeiter des Königs, ich habe viele Arbeit getan; ich kenne viele große Schätze, denn ich habe das Vermögen des Königs verwaltet. Wenn ihr mich dem Könige nicht vorführen werdet, wird viel Geld verloren sein. Wenn ich dem König seinen Reichtum angezeigt habe, dann tut nachher, was zu tun ist.“ Darauf führten sie ihn zum König. — Als ihn der König sah, sprach er: „He, warum schämst du dich nicht vor mir, Brahmane? Warum hast du eine solch böse Tat getan?“ Der Bodhisattva erwiderte: „O Großkönig, ich bin in einer Brahmanenfamilie geboren; ich habe bis jetzt noch kein lebendes Wesen getötet, nicht einmal eine Ameise. Ich habe noch nie auch nur einen Grashalm genommen, der mir nicht gegeben war; mit sinnlicher Lust habe ich noch nie nach den Frauen anderer die Augen aufgemacht und sie angeschaut. Auch im Scherz habe ich noch nie gelogen; nicht einmal so viel, wie auf eine Grasspitze geht, habe ich noch je Branntwein getrunken. Ich habe mich gegen Euch nicht versündigt; sie aber, die Törin, hat in sinnlicher Leidenschaft mich an der Hand genommen. Von mir zurückgewiesen, schalt sie mich und offenbarte mir dabei das Böse, das sie selbst verübt; als sie mir dies gesagt, ging sie in ihr Schlafgemach. Ich bin schuldlos; die vierundsechzig Mann aber, die mit einer Botschaft gekommen sind, diese sind schuldig. Lasse sie rufen, o Herr, und frage sie, ob sie nach dem Willen von jener getan oder nicht.“

Der König ließ die vierundsechzig Mann fesseln, rief die Königin und fragte: „Hast du mit diesen Böses getan oder nicht?“ Als sie antwortete: „Ich habe es getan, Herr“, ließ er ihr die Hände auf den Rücken binden und befahl: „Schlaget diesen vierundsechzig Leuten den Kopf ab!“ Doch der Bodhisattva sprach zu ihm: „Sie haben keine Schuld, o Großkönig; die Königin hat sie nur nach ihrem Willen tun lassen. Sie sind schuldlos, darum verzeiht ihnen. Auch die Königin hat keine Schuld; die Weiber sind ja in ihrer Buhlsucht unersättlich. Das hängt mit ihrem Geschlecht zusammen; es entspricht dies nur dem, was sie tun müssen. Darum verzeiht auch ihr!“ Nachdem er so auf mancherlei Art den König besänftigt hatte, bewirkte er, dass die vierundsechzig Leute und auch die Törin wieder freigelassen und ihnen allen wieder ihre entsprechenden Plätze gegeben wurden.

Nachdem der Bodhisattva so sie alle befreit und in ihre Stellungen eingesetzt hatte, begab er sich zum Könige und sprach: „O Großkönig, durch ein gegenstandsloses Wort blinder Toren sind Weisen, die nicht gefesselt werden durften, die Hände auf den Rücken gebunden worden; durch das den Tatsachen entsprechende Wort der Weisen aber sind die, deren Hände schon auf den Rücken gebunden waren, befreit worden. So veranlassen Toren die Fesselung derer, die nicht verdienen, gefesselt zu werden; die Weisen aber befreien, auch wenn sie gefesselt sind.“ Und nach diesen Worten sprach er folgende Strophe:

[§1] Hover: 120. Abaddhā tattha bajjhanti, yattha bālā pabhāsare; Baddhāpi tattha muccanti, yattha dhīrā pabhāsareti. „Man fesselt Nichtzufesselnde dort, wo das Wort der Toren gilt; auch die Gebundnen werden frei dort, wo das Wort der Weisen gilt.“

Nachdem so der Bodhisattva mit dieser Strophe dem Könige die Wahrheit verkündigt hatte, sagte er: „Dies Leid ist mir zuteil geworden, weil ich im Hause wohnte. Jetzt brauche ich keine Häuslichkeit mehr; erlaube mir, die Welt zu verlassen, o König.“ Als er die Erlaubnis zum Mönchwerden erhalten, verließ er die Schar seiner Verwandten, die Tränen in den Augen hatten, und sein großes Vermögen und betätigte die Weltflucht der Weisen. Im Himalaya wohnend erreichte er die Erkenntnisse und die Vollendungen und gelangte dann in den Brahma-Himmel.

[§C] Hover: Schlußworte und Auflösung

Nachdem der Meister diese Lehrunterweisung beendigt, verband er das Jātaka mit folgenden Worten: „Damals war die böse Königin die junge Brahmanin Ciñcā(0a), der König war Ānanda, der Hauspriester aber war ich.“

Ende der Erzählung von der Erlösung aus Banden

Anmerkungen:

0a.

mehr Information zur Person siehe: Ciñcā

2.

Diese galten in Indien als Zeichen des vollzogenen

Liebesgenusses.

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de/tipitaka/sut/kn/j/j03/j120.txt · Zuletzt geändert: 2022/03/24 13:37 von Johann