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126 Die Erzählung von den Schwertkennzeichen - Asilakkhana-Jataka

126 Die Erzählung von den Schwertkennzeichen - Asilakkhana-Jataka

Summary: url=./index.html#j126 Ein bestechlicher Brahmane pflegt an den dem Könige zum Verkaufe angebotenen Schwertern zu riechen um ihre Tauglichkeit festzustellen. Ein Schmied streut einmal Pfeffer auf das Schwert, so daß der Brahmane niesen muß und sich die Nase spaltet. Zum Ersatz erhält er eine Nase aus Lack. — Derselbe König hat eine Tochter und einen Neffen, die sich trotz ihrer Liebe nicht heiraten sollen. Um das Mädchen zu erhalten legt sich dieser auf den Rat einer Wahrsagerin auf dem Leichenfelde wie ein Toter hin. Als die Prinzessin dorthin gebracht wird, damit ihr Dämon ausgetrieben werde, niest der vermeintliche Tote. Die Begleiter fliehen und er nimmt die Geliebte in sein Haus. Der König gibt seinen Segen zu der Verbindung. — Als nun jenem Brahmanen einmal seine Lacknase infolge der Hitze schmilzt, sagt der Prinz, dem einen gereiche das Niesen zum Schaden, dem andern zum Nutzen.

J 126 {Sutta: J i 458|J 126|J 126} {Vaṇṇanā: atta. J 126|atta. J 126}

Die Erzählung von den Schwertkennzeichen

126

Asilakkhana-Jataka (Asilakkhaṇajātakaṃ)

übersetzt aus dem Pali ins Deutsche:

Julius Dutoit

Dasselbe ist für einen gut

[§A] Hover: Gegenwartsgeschichte: Vorgeschichte

Dies erzählte der Meister, da er im Jetavana verweilte, mit Beziehung auf einen Brahmanen des Königs von Kosala, der die Schwertkennzeichen kannte. Wenn nämlich die Schmiede dem Könige Schwerter herbeibrachten, so beroch er das Schwert und brachte so dessen Kennzeichen heraus. Aus wessen Hand er nun Geld bekam, zu denen sagte er: „Das Schwert besitzt die Kennzeichen; es ist geeignet für den königlichen Gebrauch“; von wem er aber keines erhielt, dessen Schwert tadelte er, indem er sagte: „Es besitzt nicht die Kennzeichen.“ — Ein Schmied aber, der ein Schwert verfertigt hatte, streute in die Scheide feinen Pfefferstaub und brachte dann dem Könige das Schwert. Der König ließ den Brahmanen rufen und sprach: „Untersuche das Schwert.“ Als der Brahmane das Schwert herauszog und beroch, drangen die Pfefferstaubkörner ihm in die Nase und erzeugten einen Niesreiz. Da er aber niesen musste, schlug seine Nase auf die Schwertklinge auf und wurde entzwei gespalten.

Es wurde aber unter der Mönchsgemeinde bekannt, dass seine Nase gespalten worden sei. Eines Tages nun begannen die Mönche in der Lehrhalle folgende Unterhaltung: „Freund, dem Schwertkennzeichenbeurteiler des Königs ist, als er die Kennzeichen eines Schwertes prüfte, die Nase gespalten worden.“ Da kam der Meister und fragte: „Zu welcher Unterhaltung, ihr Mönche, habt ihr euch jetzt hier niedergelassen?“ Als sie antworteten: „Zu der und der“, sprach er: „Nicht nur jetzt, ihr Mönche, hat dieser Brahmane, als er das Schwert beroch, seine Nase verloren, sondern auch schon früher verlor er sie.“ Und nach diesen Worten erzählte er folgende Begebenheit aus der Vergangenheit.

[§B] Hover: Geschichte aus der Vergangenheit

Als ehedem zu Benares Brahmadatta regierte, hatte er einen Brahmanen, der die Schwertkennzeichen zu beurteilen pflegte.

[§D]

Alles ist so wie in der Erzählung aus der Gegenwart. —

Der König aber gab ihm Ärzte, ließ seine Nasenspitze wieder heilen und ihm aus Lack eine künstliche Nase anfertigen; und er machte ihn wieder zu seinem Aufwärter.

Der König von Benares aber hatte keinen Sohn; nur eine Tochter hatte er und einen Neffen. Diese beiden ließ er bei sich aufwachsen. Da sie aber zusammen groß geworden waren, verbanden sich ihre Herzen in Liebe. Der König ließ seine Minister herbeirufen und sagte: „Mein Neffe wird der Herr dieses Reiches sein; ich will ihm meine Tochter geben und ihn zum Könige weihen.“ Dann dachte er aber: „Mein Neffe ist schon von sich aus mein Verwandter. Ich werde ihm eine andere Königstochter zur Frau geben und ihn zum Könige weihen; meine Tochter aber werde ich auch einem andern König geben. Auf diese Weise werden wir viele Verwandten haben und wir werden über zwei Könige Herr werden.“ Nachdem er dies mit seinen Ministern beraten, dachte er: „Es ziemt sich, die beiden zu trennen“, und ließ seinen Neffen und seine Tochter in verschiedenen Palästen wohnen.

Da sie aber sechzehn Jahre alt waren, waren ihre Herzen gar sehr in Liebe aneinander gefesselt. Der königliche Prinz dachte: „Durch welches Mittel könnte man wohl die Tochter meines Oheims aus dem königlichen Palaste herausbringen?“ Da fiel ihm ein Mittel ein. Er ließ die Oberwahrsagerin rufen, gab ihr ein Geschenk im Werte von tausend, und als sie fragte: „Was soll ich tun?“, sagte er: „Mutter, wenn du etwas tust, gibt es keinen Misserfolg. Gib irgend einen Grund an und bewirke, dass mein Oheim die Königstochter aus seinem Hause herauskommen lässt.“ Sie erwiderte: „Gut, Herr. Ich werde zum König hingehen und folgendermaßen sprechen: ‘O König, über der Königstochter schwebt ein böser Dämon(1). Nachdem er schon so lange Zeit hat verstreichen lassen, wartet er jetzt nicht mehr. Ich will die Königstochter an einem beliebigen Tage den Wagen besteigen lassen, viele bewaffnete Männer mitnehmen und mit großem Gefolge nach dem Leichenfelde ziehen. Hier werde ich auf einer runden Erhöhung unter ein Bett einen Toten legen lassen, auf das Bett aber die Königstochter; und hierauf werde ich sie durch Besprengung mit hundertacht Krügen wohlriechenden Wassers waschen und dadurch den Unglücksdämon vertreiben.’ Nach diesen Worten werde ich die Königstochter auf das Leichenfeld führen. Du aber nimm an dem Tage, wo wir dorthin gehen, vorher etwas Pfefferstaub mit, besteige, umgeben von deinen Bewaffneten, den Wagen und fahre nach dem Leichenfeld. Dort lasse den Wagen am Tore des Leichenfeldes irgendwo beiseite stellen, schicke deine Leute in das Leichenfeldgehölz, begib dich selbst auf die runde Erhöhung auf dem Leichenfeld und lege dich zusammengekrümmt hin wie ein Toter. Ich werde dann dorthin kommen, über dir ein Bett aufschlagen lassen, die Königstochter aufheben und darauf legen. In diesem Augenblicke stecke den Pfefferstaub in die Nase und niese zwei oder drei Mal; wenn du niesest, werden wir die Königstochter im Stiche lassen und davon laufen. Dann komme herbei, lasse die Königstochter ihr Haupt baden, bade selbst dein Haupt und gehe mit ihr in dein Haus.“ Er stimmte zu mit den Worten: „Gut, das ist ein treffliches Mittel.“

Darauf ging sie zum Könige hin, teilte ihm die Sache mit und der König gab seine Einwilligung. Auch der Königstochter meldete sie ihr Vorhaben und auch sie stimmte zu. — Am Tage, wo sie hinausgehen wollte, gab sie dem Prinzen einen Wink und zog dann mit großem Gefolge nach dem Leichenfelde. Den Wächtern aber sagte sie, um ihnen Furcht einzuflößen: „Wenn ich die Königstochter auf das Bett gelegt habe, wird unter dem Bette ein Toter niesen; wenn er geniest hat, wird er hervorkommen und ergreifen, wen er zuerst sieht. Gebet nur Acht!“

Der Königssohn kam zuerst dort hin und legte sich auf die angegebene Art dort nieder. Die Oberwahrsagerin hob die Königstochter vom Wagen und ging mit ihr nach der runden Erhöhung; hier sprach sie: „Fürchte dich nicht“, und legte sie auf das Bett. In diesem Augenblicke steckte der Prinz den Pfefferstaub in die Nase und nieste. Sobald er aber nieste, ließ die Oberwahrsagerin die Königstochter los und lief laut schreiend zuerst von allen davon. Nachdem sie aber davongelaufen war, vermochte auch nicht einer zu bleiben; sie warfen die Waffen weg, die sie mitgenommen hatten, und liefen alle davon. Der Prinz aber tat alles, wie es verabredet war, und begab sich mit der Königstochter in sein Haus.

Darauf ging die Wahrsagerin zum Könige und teilte ihm die Begebenheit mit. Der König willigte ein, indem er sagte: „Von Anfang an habe ich sie seinetwegen aufgezogen; sie sind geworden wie Butter, die man in den Reisbrei wirft.“ Und späterhin übergab er seinem Neffen die Regierung und erhob so seine Tochter zur großen Königin. Jener lebte einträchtig mit ihr und führte die Herrschaft mit Gerechtigkeit. —

Der Schwertkennzeichenbeurteiler aber war sein Aufwärter. Als dieser nun eines Tages zur Aufwartung des Königs ging und in der Sonne stehend seine Aufwartung machte, löste sich der Lack auf und die künstliche Nase fiel zu Boden. Voll Scham stand er da mit gesenktem Haupte. Da sagte lachend der König zu ihm: „Meister, bekümmert Euch nicht. Das Niesen ist für den einen gut, für den andern böse; Euch wurde durch das Niesen die Nase gespalten, wir aber haben dadurch die Tochter unsers Onkels erhalten und sind dadurch zur Regierung gelangt.“ Und nach diesen Worten sprach er folgende Strophe:

[§1] Hover: 126. Tadevekassa [tathevekassa (sī. syā. pī. aṭṭha. mūlapāṭho)] kalyāṇaṃ, tadevekassa pāpakaṃ; Tasmā sabbaṃ na kalyāṇaṃ, sabbaṃ vāpi na pāpakanti. „Dasselbe ist für einen gut, das für den andern böse ist. Darum ist auch nicht alles gut, so wie auch alles schlecht nicht ist.“

Nachdem er mit dieser Strophe diesen Sachverhalt erklärt hatte, tat er gute Werke wie Almosen Geben u. dgl. und gelangte hierauf an den Ort seiner Verdienste.

[§C] Hover: Schlußworte und Auflösung

Nachdem der Meister durch diese Unterweisung die Unbestimmtheit dessen, was die Welt für gut oder böse hält, auseinandergesetzt hatte, verband er das Jātaka mit folgenden Worten: „Der damalige Schwertkennzeichenbeurteiler war auch der jetzige Schwertkennzeichenbeurteiler, der Neffe aber, der König wurde, war ich.“

Ende der Erzählung von den Schwertkennzeichen

Anmerkungen:

1.

Eigentlich „ein Unglücksvogel“.

de/tipitaka/sut/kn/j/j03/j126.txt · Zuletzt geändert: 2022/03/24 13:37 von Johann