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263 Die kleine Erzählung von der Verlockung - Cullapalobhana-Jataka

263 Die kleine Erzählung von der Verlockung - Cullapalobhana-Jataka

Summary: url=./index.html#j263 Ein Prinz, der bisher keinen Gefallen an dem weiblichen Geschlecht hatte, wird von einem Mädchen verführt. Da er rasend wird vor Liebe, werden sie vom König verbannt. Sie erbauen sich im Walde eine Hütte. Als einmal der Prinz abwesend ist, gerät ein heiliger Asket in die Netze des Mädchens. Darauf jagt es der Prinz fort; er selbst wird Asket.

J 263 {Sutta: J ii 330|J 263|J 263} {Vaṇṇanā: atta. J 263|atta. J 263}

Die kleine Erzählung von der Verlockung

263

Cullapalobhana-Jataka (Cūḷapalobhanajātakaṃ)(1)

übersetzt aus dem Pali ins Deutsche:

Julius Dutoit

Ohne das Wasser zu berühren

[§A] Hover: Gegenwartsgeschichte: Vorgeschichte

Dies erzählte der Meister, da er im Jetavana verweilte, mit Beziehung auf einen Unzufriedenen. Als dieser nämlich in die Lehrhalle geführt und vom Meister gefragt wurde: „Ist es wahr, Mönch, dass du unzufrieden bist?“, antwortete er: „Es ist wahr.“ Darauf sprach der Meister: „Diese Weiber befleckten schon in der Vorzeit reine Wesen.“ Und nach diesen Worten erzählte er folgende Begebenheit aus der Vergangenheit.

[§B] Hover: Geschichte aus der Vergangenheit

Als ehedem zu Benares Brahmadatta regierte, war der König kinderlos und sagte deshalb zu seinen Frauen, sie sollten um einen Sohn beten. Dies taten sie. Als auf diese Weise eine Zeit vergangen war, verließ der Bodhisattva die Brahma-Welt und nahm im Schoße der ersten Gemahlin des Königs seine Wiedergeburt. Kaum war er geboren, so badete man ihn und gab ihn einer Amme, damit er Muttermilch trinke. Während er aber trank, weinte er. Darauf gab man ihn einer andern Amme; aber sowie er in die Hand eines Weibes kam, ward er unruhig. Hierauf gab man ihn einem Diener. Sobald ihn dieser nahm, wurde er ruhig. Von da an hatten ihn beständig Männer. Wenn sie ihm Milch zu trinken gaben, so molken sie entweder erst die Brust und gaben sie ihm dann, oder sie legten die weibliche Brust hinter einem Vorhang an seinen Mund.

Als er in der Folgezeit heranwuchs, durfte man ihm kein Weib zeigen; darum ließ für ihn der König getrennte Orte zum Niedersetzen u. dgl. sowie ein eigenes Haus zum Meditieren errichten. Da nun sein Sohn sechzehn Jahre alt war, dachte er: „Ich habe keinen andern Sohn und dieser hat keinen Gefallen an den Lüsten. Das Reich wird er auch nicht begehren; zum Unglück habe ich diesen Sohn bekommen.“ — Da kam eine im Tanzen, Singen und Musizieren erfahrene junge Tänzerin zu ihm, die sich gut darauf verstand, den Männern zu schmeicheln und sie dadurch in ihre Gewalt zu bringen, und fragte ihn: „O Fürst, warum bist du so nachdenklich?“ Der König teilte ihr den Anlass mit. Sie versetzte: „Gut, o Fürst; ich werde ihn verführen und ihn an den Lüsten Geschmack finden lassen.“ Der König antwortete: „Wenn du meinen Sohn, den Prinzen, der noch an keinem Weibe Gefallen gefunden, zu verführen im Stande bist, so wird er König werden und du seine erste Gemahlin.“ Sie erwiderte: „Dies ist mein Geschäft, o Fürst; bekümmert Euch nicht.“

Darauf ging sie zu den Wächtern hin und sagte: „Ich werde zur Zeit des Sonnenaufgangs kommen und an dem Orte, wo der Prinz schläft, außerhalb seines Meditationshauses mich aufstellen und singen. Wenn er böse wird, so meldet es mir; dann werde ich weggehen. Wenn er aber zuhört, so erzählt ihm von meiner Schönheit.“ Sie gaben mit dem Worte: „Gut“, ihre Zustimmung zu erkennen.

Nun stellte sie sich zur Zeit des Sonnenaufgangs an diesen Ort und sang mit süßer Stimme, so dass der Klang des Liedes dem Klange der Saiten an Lieblichkeit glich und der Saitenklang dem Klange des Liedes. Der Prinz lag da und hörte zu. Am andern Tage ließ er ihr sagen, sie solle sich näher hinzustellen und singen; am nächsten Tage sollte sie im Meditationshause singen, am nächsten Tage gar in seiner Nähe stehen. So wurde er allmählich mit sinnlicher Begierde erfüllt; er befolgte die Handlungsweise der Welt und lernte das Wohlgefallen an der Lust kennen. Er dachte aber: „Dies Weib werde ich keinem andern geben“; und er nahm sein Schwert, lief auf die Straße und verfolgte beständig die Männer. Der König ließ ihn festnehmen und verbannte ihn mit jenem Mädchen aus der Stadt.

Die beiden gingen in den Wald und zogen am Ganges weiter abwärts. Dort erbauten sie sich so, dass auf der einen Seite der Ganges, auf der andern das Meer war, zwischen den beiden Gewässern eine Einsiedelei und wohnten dort. Das Mädchen blieb in der Laubhütte und kochte Zwiebeln, Wurzeln u. dgl., der Bodhisattva aber holte Früchte und Beeren aus dem Walde. — Als er nun eines Tages weggegangen war, um Waldfrüchte zu holen, kam von einer Insel im Meere ein Asket durch die Luft daher, um sich Almosen zu erbitten. Als er den Rauch bemerkte, stieg er an der Einsiedelei auf die Erde herab. Das Mädchen ließ ihn sich niedersetzen, indem sie sagte: „Setze dich, bis das Mahl gekocht ist“; sie verlockte ihn durch ihre weiblichen Reize, dass er der Fähigkeit zur <abbr title=„Jhana, oder Vertiefung, Konzentration, Sammlung“>Ekstase</abbr> verlustig wurde und seinen heiligen Wandel aufgab. Er wurde wie eine Krähe, deren Flügel gebrochen sind. Da er sie nicht zu verlassen vermochte, blieb er den ganzen Tag dort; als er aber den Bodhisattva herankommen sah, entfloh er eiligst nach dem Meere zu. Dieser dachte: „Es wird ein Feind sein“, zog sein Schwert und verfolgte ihn. Der Asket versuchte, sich in die Luft zu erheben, fiel aber in das Meer.

Jetzt dachte der Bodhisattva bei sich: „Dieser Asket wird durch die Luft daher gekommen sein; da er aber die Fähigkeit zur <abbr title=„Jhana, oder Vertiefung, Konzentration, Sammlung“>Ekstase</abbr> verlor, ist er in das Meer gefallen. Ich muss ihm jetzt zu Hilfe kommen.“ Und am Uferrande stehend sprach er folgende Strophen:

[§1] Hover: 37. Abhijjamāne vārismiṃ, sayaṃ [ayaṃ (ka.)] āgamma iddhiyā; Missībhāvitthiyā gantvā, saṃsīdasi [saṃsīdati (ka.)] mahaṇṇave. „Ohne das Wasser zu berühren kamst du durch deine Wunderkraft; doch da du mit dem Weib vereint warst, sinkst unter du im großen Meere. [§2] Hover: 38. Āvaṭṭanī mahāmāyā, brahmacariyavikopanā; Sīdanti naṃ viditvāna, ārakā parivajjaye. Verführerisch und voll von Listen zerstören sie den heil'gen Wandel und sind gesunken(2); wer sie kennt, der sucht, sie von sich fernzuhalten. [§3] Hover: 39. Yaṃ etā upasevanti, chandasā vā dhanena vā; Jātavedova saṃ ṭhānaṃ, khippaṃ anudahanti nanti. Doch wenn sie einem sind ergeben um Lust oder um Geldes willen, so zehren sie geschwind ihn auf so wie das Feuer seinen Brennstoff(3).“

Als der Asket diese Worte des Bodhisattva vernahm, erlangte er, inmitten des Meeres stehend, die verlorene Fähigkeit zur <abbr title=„Jhana, oder Vertiefung, Konzentration, Sammlung“>Ekstase</abbr> wieder und er kehrte durch die Luft nach seiner Wohnung zurück.

Nun dachte der Bodhisattva: „Dieser Asket, der so viel trägt, fliegt wie eine Seidenflocke durch die Luft; auch mir kommt es zu, gleich jenem die Fähigkeit zur <abbr title=„Jhana, oder Vertiefung, Konzentration, Sammlung“>Ekstase</abbr> zu erlangen und durch die Luft zu wandeln.“ Er begab sich nach der Einsiedelei, brachte das Weib nach dem Bereiche der Menschen zurück und schickte sie fort mit den Worten: „Geh weg!“ Dann ging er in den Wald, erbaute sich an einem lieblichen Fleckchen Erde eine Einsiedelei und betätigte die Weltflucht der Weisen. Er wandte die Mittel an zur Herbeiführung der <abbr title=„Jhana, oder Vertiefung, Konzentration, Sammlung“>Ekstase</abbr>, erlangte die Erkenntnisse und die Vollkommenheiten und gelangte endlich in die Brahma-Welt.

[§C] Hover: Schlußworte und Auflösung

Nachdem der Meister diese Lehrunterweisung beschlossen hatte, verband er das Jātaka mit folgenden Worten (am Ende der Verkündigung der Wahrheiten aber gelangte der unzufriedene Mönch zur Frucht der Bekehrung): „Damals war ich der Prinz, der noch an keinem Weibe Gefallen gefunden hatte.“

Ende der kleinen Erzählung von der Verlockung

Anmerkungen:

1.

So heißt dies Jātaka im Gegensatz zum 507. Jātaka,

der „großen Erzählung von der Verlockung“.

2.

Dies hat denselben Sinn wie das „sie sinken“ in der zweiten Strophe des

vorigen Jātaka.

3.

Diese beiden Strophen finden sich mit Ausnahme des Anfangs auch im

vorigen Jātaka. Der Kommentator gibt zur Verdeutlichung noch folgende Verse dazu(3a):

„Täuschung sind sie, Luftspiegelung, Betrübnis, Krankheit und Bedrängnis; schwer sind die Bande und im Herzen ruhn sie so fest wie Todesschlingen. Wer ihnen sein Vertrauen schenkt, der ist der niedrigste der Männer.“

3a.

Hierbei handelt es sich um die Strophe 30 aus dem Jātaka 534.

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de/tipitaka/sut/kn/j/j06/j263.txt · Zuletzt geändert: 2022/03/24 13:37 von Johann