Benutzer-Werkzeuge

Webseiten-Werkzeuge


Übersetzungen dieser Seite?:
de:tipitaka:sut:kn:j:j08:j385

Preperation of htmls into ATI.eu currently in progress. Please visite the corresponding page at ZzE. If inspired to get involved in this merits here, one may feel invited to join best here: [ATI.eu] ATI/ZzE Content-style

385 Die Erzählung von der Nandiya-Gazelle - Nandiyamiga-Jataka

385 Die Erzählung von der Nandiya-Gazelle - Nandiyamiga-Jataka

Summary: url=./index.html#j385 Die Bewohner einer Stadt richten, um ungestört an ihrer Arbeit bleiben zu können, für den König einen Wildpark her. Dabei bewirkt eine Gazelle durch List, daß ihre Eltern verschont bleiben und sie allein mit den anderen in den abgegrenzten Raum kommt. Die Eltern lassen sie später auffordern zu entfliehen; aber sie will das Los der anderen teilen. Als nun die Reihe an sie kommt vom Könige erlegt zu werden, bewegt sie diesen nicht nur sie zu verschonen, sondern auch allen anderen Tieren das Leben zu schenken. Dann kehrt sie zu ihren Eltern zurück.

J 385 {Sutta: J iii 274|J 385|J 385} {Vaṇṇanā: atta. J 385|atta. J 385}

Die Erzählung von der Nandiya-Gazelle

385

Nandiyamiga-Jataka (Nandiyamigarājajātakaṃ)(0a)

übersetzt aus dem Pali ins Deutsche:

Julius Dutoit

Wenn du, Brahmane, nach Saketa

[§A] Hover: Gegenwartsgeschichte: Vorgeschichte

Dies erzählte der Meister, da er im Jetavana verweilte, mit Beziehung auf einen Mönch, der seine Mutter ernährte. Diesen fragte der Meister: „Ist es wahr, o Mönch, dass du Laien ernährst?“ Als dieser erwiderte: „Es ist wahr, Herr“, fragte er weiter: „Was sind sie dir?“, und erhielt die Antwort: „Meine Eltern, Herr.“ Da sprach der Meister: „Gut, gut, Mönch, du ahmst den Ruhm der Weisen der Vorzeit nach. Die Weisen der Vorzeit nämlich, obwohl sie im Tiergeschlecht ihre Wiedergeburt genommen hatten, retteten ihren Eltern das Leben.“ Nach diesen Worten erzählte er folgende Begebenheit aus der Vergangenheit.

[§B] Hover: Geschichte aus der Vergangenheit

Als ehedem im Reiche Kosala zu Saketa der König Kosala regierte, nahm der Bodhisattva im Gazellengeschlechte seine Wiedergeburt. Als er herangewachsen war, hieß er Nandiyamiga (= „die Freudengazelle“) und mit tugendhaftem Wandel ausgestattet ernährte er seine Eltern. Damals war der König von Kosala auf Gazellen versessen. Er ließ die Leute nicht ihre Äcker bebauen u. dgl., sondern ging mit großem Gefolge täglich auf die Jagd.

Da versammelten sich die Leute und sprachen zueinander: „Ihr Edlen, dieser König macht uns das Arbeiten unmöglich. Wie, wenn wir nun im Anjana-Walde einen Park mit einem Zaun umgeben, ein Tor erbauen, einen Lotosteich graben würden und dort Gras wachsen ließen? Dann wollen wir mit Stöcken und Hämmern in der Hand in den Wald gehen, die Gebüsche abklopfen, die Gazellen heraus jagen, umstellen und sie in den Park treiben wie Kühe in ihren Pferch. Dann wollen wir das Tor schließen, dies dem Könige melden lassen und wieder unseren Verrichtungen nachgehen.“ Alle dachten: „Dies ist das einzige Mittel“; und einmütig richteten sie den Park her, gingen in den Wald hinein und umstellten eine Fläche, die ein Yojana groß war.

In diesem Augenblicke lag gerade Nandiya in einem kleinen Gebüsche mit seinen Eltern am Boden. Die Leute umringten das Dickicht eng aneinander gedrängt, Schilde und andere Waffen in den Händen. Da sie einige Gazellen dort vermuteten, gingen sie auf das Gebüsch los. Als sie Nandiya sah, dachte er: „Heute kommt es mir zu, mein Leben zu opfern und dadurch meinen Eltern das Leben zu retten.“ Er erhob sich, grüßte seine Eltern und sagte zu ihnen: „Mutter, Vater, wenn diese Leute in dies Gebüsch hereinkommen, werden sie uns drei sehen. Ihr könnt aber durch eine List am Leben bleiben; das Leben ist besser für euch. Ich will euch das Leben retten und, sobald die Leute am Rande des Gebüsches stehen und auf das Gebüsch schlagen, herausspringen. Dann werden sie glauben, in diesem kleinen Gebüsch sei nur diese einzige Gazelle, und das Gebüsch nicht betreten. Seid ohne Angst!“ Nachdem er so seine Eltern beruhigt hatte, stellte er sich hin zum Fortspringen gerüstet.

Sobald nun die Leute, die am Rande des Gebüsches standen, anfingen zu schreien und auf das Gebüsch klopften, sprang jener heraus. Die Leute dachten: „Es wird hier nur diese einzige Gazelle gewesen sein“, und betraten das Gebüsch nicht. Nandiya aber sprang fort und mischte sich unter die anderen Gazellen. Die Leute umringten sie und trieben alle Gazellen in den Park hinein; dann schlossen sie das Tor, meldeten es dem Könige und kehrten dann an ihren Ort zurück.

Von da an kam der König entweder selbst, erlegte eine Gazelle und nahm sie mit, oder er schickte andere dorthin und ließ sich eine bringen. Die Gazellen warfen das Los darüber. Die Gazelle, die das Los getroffen hatte, stellte sich zur Seite; sie wurde dann erlegt und mitgenommen. Nandiya trank während dieser Zeit aus dem Lotosteiche Wasser und verzehrte die Gräser; das Los aber traf ihn währenddessen nicht.

Als aber viele Tage verflossen waren, bekamen seine Eltern Lust, ihn zu sehen, und dachten: „Wenn unser Sohn, der Gazellenkönig Nandiya, der voll Kraft ist und stark wie ein Elefant, noch am Leben ist, so wird er gewiss den Zaun überspringen und herbeikommen, um uns zu besuchen. Wir wollen ihm eine Botschaft zukommen lassen.“ Sie stellten sich an den Weg; da sahen sie einen Brahmanen, den sie mit menschlicher Stimme fragten: „Wohin gehst du, Edler?“ Als er antwortete: „Nach Saketa“, sprachen sie, um ihrem Sohn die Botschaft zu senden, folgende erste Strophe:

[§1] Hover: 70. Sace brāhmaṇa gacchesi, sākete [sāketaṃ (sī. syā.)] ajjunaṃ [añjhanaṃ (sī. syā. pī.)] vanaṃ; Vajjāsi nandiyaṃ nāma, puttaṃ asmākamorasaṃ; Mātā pitā ca te vuddhā, te taṃ icchanti passituṃ. „Wenn du, Brahmane, in Saketa in den Anjana-Wald willst gehn, so rede dort mit Nandiya, dem leiblichen Sohn von uns beiden. Sag ihm: ‘Alt sind die Eltern dein, sie möchten dich noch einmal sehen.’“

Jener gab seine Einwilligung. Als er nach Saketa gelangt war, ging er am nächsten Tage in den Park hinein und fragte: „Wer ist die Gazelle Nandiya?“ Die Gazelle kam herbei, stellte sich in seine Nähe und sagte: „Ich bin es.“ Darauf erzählte der Brahmane die Begebenheit. Als dies Nandiya hörte, sprach er: „Ich möchte wohl gehen, Brahmane; auch wenn ich den Zaun überspringen müsste, würde ich gehen. Ich habe aber vom Könige Nahrung, Trank und Speise erhalten. Dies ist mir wie eine Schuld. Auch habe ich lange inmitten dieser Gazellen geweilt. Darum ist es für mich nicht passend zu gehen, ohne dem Könige und ihnen zum Heile verholfen und meine Kraft gezeigt zu haben. Wenn mich aber das Los trifft, so will ich den andern zum Heile verhelfen und dann ruhig kommen.“ Indem er dies verkündete, sprach er folgende zwei Strophen:

[§2] Hover: 71. Bhuttā mayā nivāpāni, rājino pānabhojanaṃ; Taṃ rājapiṇḍaṃ avabhottuṃ [avabhottaṃ (ka.)], nāhaṃ brāhmaṇa mussahe. „Des Königs Spende, Trank und Speise, sie hab genossen ich bisher: nicht kann, Brahmane, diese Gaben dem König ich zurückerstatten. [§3] Hover: 72. Odahissāmahaṃ passaṃ, khurappānissa [khurappāṇissa (sī.), khurapāṇissa (pī.), khurappapāṇissa (?)] rājino; Tadāhaṃ sukhito mutto, api passeyya mātaraṃ. Ich werde meine Seite bieten dem König, wenn er spannt den Bogen; wenn glücklich der Gefahr entronnen, dann will die Mutter ich besuchen.“

Als dies der Brahmane vernommen, entfernte er sich wieder.

In der Folgezeit kam an dem Tage, da jenen das Los traf, der König mit großem Gefolge in den Park. Der Bodhisattva stellte sich beiseite. Um die Gazelle zu erlegen, nahm der König seinen mit einem Pferdehuf gezierten Bogen in die Hand. Während aber die anderen von Todesfurcht ergriffen davonliefen, tat dies der Bodhisattva nicht; sondern indem er die Liebe zu seiner Führerin machte, blieb er furchtlos unbeweglich stehen und bot dem König seine Seite mit den großen Rippen dar.

Infolge seiner Liebesbetätigung aber vermochte der König den Pfeil nicht abzuschießen. Der Bodhisattva rief: „Warum schießt du den Pfeil nicht ab, o Großkönig? Schieße doch!“ Da erwiderte der König: „Ich kann nicht, du Gazellenkönig!“ Der Bodhisattva versetzte: „Erkenne darum den Vorzug der Tugendhaften!“ Befriedigt über den Bodhisattva warf jetzt der König seinen Bogen weg und sagte: „Dieses unverständige Stück Holz selbst kennt deine Tugend und ich, ein mit Verstand begabter Mensch, kenne sie nicht. Verzeihe mir; ich gewähre dir Sicherheit.“

Darauf erwiderte der Bodhisattva: „O Großkönig, du gewährst nur mir Sicherheit meines Lebens; was soll aber die Gazellenschar in diesem Parke tun?“ „Auch ihnen gewähre ich Sicherheit.“ So ließ der Bodhisattva in der Art, wie im Nigrodha-Jātaka {Jātaka 12} ausgeführt, allen Tieren im Walde sowie allen Vögeln in der Luft und allen Fischen im Wasser Sicherheit ihres Lebens gewähren. Dann befestigte er den König in den fünf Geboten und sagte: „O Großkönig, ein König muss die Wege des Unrechts verlassen, die zehn Königstugenden(2) betätigen und in Gerechtigkeit und Billigkeit die Herrschaft führen.“ Diese Königstugenden legte er ihm folgendermaßen in Verse gefasst dar:

[§4] Hover: 73. Migarājā pure āsiṃ, kosalassa niketane [niketave (sī. syā. pī.)]; Nandiyo nāma nāmena, abhirūpo catuppado. „Almosen, Tugend, Opferfreude, Geradheit, Milde, Selbstbezähmung, Versöhnlichkeit und Menschlichkeit, Geduldigsein und Freundlichkeit: [§5] Hover: 74. Taṃ maṃ vadhitumāgacchi, dāyasmiṃ ajjune vane; Dhanuṃ ārajjaṃ [ārajjuṃ (niyya), adejjhaṃ (sī. pī.) advedhābhāvaṃ ekībhāvanti attho] katvāna, usuṃ sannayha [sandhāya (sī. pī.)] kosalo. Dies sind die wahren Tugenden, die ich in mir verkörpert sehe; daher bin ich voll Freude stets und ganz erfüllt von Fröhlichkeit.“

Nachdem er sodann einige Tage bei dem Könige geblieben war und ihn veranlasst hatte, zur Verkündigung, dass allen Wesen ihr Leben gesichert sei, die goldene Trommel in der Stadt herumgehen zu lassen, sagte er noch: „Strebe ohne Unterlass, o Großkönig“, und ging darauf um seine Eltern zu besuchen.

Folgendes sind die Strophen des völlig Erleuchteten:

[§6] Hover: 75. Tassāhaṃ odahiṃ passaṃ, khurappānissa rājino; Tadāhaṃ sukhito mutto, mātaraṃ daṭṭhumāgatoti. Einst war ich ein Gazellenkönig in dem Gebiet von Kosala; ich führt' den Namen Nandiya und war ein Tier, schön von Gestalt. [§7] Um mich zu töten, kam zum Walde von Anjana, dazu bestimmt, von Kosala der König einst, den Bogen mit der Sehn' bespannt. [§8] Ich bot ihm meine Seite dar, dem König, der den Bogen spannte; als glücklich ich der Not entronnen, ging ich, die Mutter zu besuchen(3).“ —

[§C] Hover: Schlußworte und Auflösung

Nachdem der Meister diese Unterweisung beschlossen und die Wahrheiten verkündigt hatte, verband er das Jātaka mit folgenden Worten (am Ende der Verkündigung der Wahrheiten aber gelangte jener Mönch, der seine Mutter ernährt hatte, zur Frucht der Bekehrung): „Damals waren die Eltern Angehörige von großen Königsfamilien, der Brahmane war Sāriputta, der König war Ananda, der Gazellenkönig aber war ich.“

Ende der Erzählung von Nandiyamiga(0a)

Anmerkungen:

0a.

Bei Dutoit heiß das Jātaka „Die Erzählung von der Nandiya-Gazelle“.

„Nandiyamiga“ ist jedoch ein Eigenname. Daher ziehe ich es vor, diesen Namen im Titel unübersetzt zu lassen.

2.

Vgl. Jātaka 96 Anm. 7. [Die zehn Königstugenden

sind: <ul>

  • (1.) Almosen geben,
  • (2.) Beobachten der Gebote,
  • (3.) Opferwilligkeit,
  • (4.) Versöhnlichkeit,
  • (5.) Enthaltung vom Verletzen anderer,
  • (6.) Geduld,
  • (7.) Geradheit,
  • (8.) Milde,
  • (9.) Frömmigkeit und
  • (10.) Freundlichkeit.]

</ul>

3.

Auffallenderweise stimmt diese letzte Strophe fast wörtlich mit der

dritten Strophe desselben Jātaka überein.

</dl>

de/tipitaka/sut/kn/j/j08/j385.txt · Zuletzt geändert: 2022/03/24 13:37 von Johann