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439 Die Erzählung von den vier Toren - Catudvara-Jataka

439 Die Erzählung von den vier Toren - Catudvara-Jataka

Summary: url=./index.html#j439 Ein böser Mensch verschafft sich durch erheuchelte Frömmigkeit von seiner Mutter Geld, das er durch Handeltreiben vermehrt. Er rüstet ein Schiff aus, stößt die ihn zurückhaltende Mutter weg und gelangt dann der Reihe nach zu den Inseln verschiedener Dämoninnen, die er aber alle wieder verläßt. Endlich kommt er in eine Hölle ohne es zu wissen und läßt sich von einem der Gepeinigten sein Strafwerkzeug geben in der Meinung, es sei ein Blumenkranz. Sobald er aber das Rad auf dem Kopfe hat, bemerkt er seinen Irrtum und muß nun für lange Zeit Strafe leiden.

J 439 {Sutta: J iv 006|J 439|J 439} {Vaṇṇanā: atta. J 439|atta. J 439}

Die Erzählung von den vier Toren

439

Catudvara-Jataka (Catudvārajātakaṃ)(1)

übersetzt aus dem Pali ins Deutsche:

Julius Dutoit

X. Dasa-Nipata (Zehntes Buch)

Vier Tore diese Stadt besitzt

[§A] Hover: Gegenwartsgeschichte: Vorgeschichte

Dies erzählte der Meister, da er im Jetavana verweilte, mit Beziehung auf einen Ungehorsamen.

[§D]

Die Erzählung aus der Gegenwart ist schon im ersten Jātaka des neunten Buches(2) ausgeführt.

Als aber hier der Meister auf seine Frage an jenen Mönch: „Ist es wahr, dass du ungehorsam bist?“, die Antwort erhielt: „Es ist wahr, Herr“, sprach er: „Auch früher schon, Mönch, tatest du in deinem Ungehorsam nicht nach dem Worte der Weisen und deshalb gerietest du unter das Schermesserrad.“ Nach diesen Worten erzählte er folgende Begebenheit aus der Vergangenheit.

[§B] Hover: Geschichte aus der Vergangenheit

Ehedem zur Zeit, da Kassapa Buddha war, lebte zu Benares der Sohn eines Großkaufmanns, der ein Vermögen von achthundert Millionen besaß. Sein Name war Mittavindaka. Seine Eltern waren gläubig, er aber war lasterhaft und ungläubig. Als nun in der Folgezeit sein Vater gestorben war, sagte seine Mutter, die das Vermögen verwaltete, zu ihm: „Lieber, die Existenz als Mensch ist schwer zu erhalten. Spende Almosen, halte die Gebote, befolge die Uposatha-Vorschriften, höre die Predigt.“ Doch er erwiderte: „Mutter, mich verlangt nicht nach Almosen Geben u. dgl. Sage mir nichts; mir wird es gehen nach meinen Werken.“

Obwohl er aber so sprach, sagte eines Tages seine Mutter am Vollmonds-Uposatha zu ihm: „Lieber, heute ist der besonders ausgezeichnete große Uposatha-Tag. Erfülle heute die Uposatha-Bestimmungen, gehe in das Kloster(3), höre die ganze Nacht die Predigt und komme dann zurück; ich werde dir tausend Kahapanas dafür geben.“ Der Sohn versetzte: „Gut“, und erfüllte aus Geldgier die Uposatha-Bestimmungen. Nach dem Frühmahle ging er in das Kloster, und verbrachte dort den Tag. Bei Nacht legte er sich an einem Orte nieder, so dass auch nicht ein Wort der Predigt sein Ohr traf, und schlief. Am nächsten Tage wusch er in der Frühe sein Antlitz, ging nach Hause und setzte sich dort nieder.

Seine Mutter aber hatte gedacht: „Heute wird mein Sohn, nachdem er die Predigt gehört, mit dem ehrwürdigen Prediger zurückkommen.“ Darum hatte sie Reisschleim, feste und flüssige Speise bereitet, einen Sitz herrichten lassen und erwartete seine Rückkehr. Als sie ihn allein kommen sah, fragte sie ihn: „Warum hast du den Prediger nicht mitgebracht?“ Doch er antwortete: „Ich brauche den Prediger nicht.“ Die Mutter sprach weiter: „Trinke also den Reisschleim.“ Er aber erwiderte: „Du hast mir tausend Geldstücke versprochen; gib mir das Geld, dann werde ich trinken.“ Die Mutter antwortete; „Trinke, Lieber, nachher wirst du sie bekommen.“ Er aber blieb dabei: „Wenn ich sie bekommen habe, dann erst werde ich trinken.“ Darauf stellte seine Mutter einen Beutel mit tausend Kahapanas vor ihn. Nachdem er den Reisschleim getrunken, nahm er den Beutel mit den tausend Geldstücken und trieb Handel damit.

Nach kurzer Zeit hatte er zwanzigmal hunderttausend zusammenbekommen. Da kam ihm folgender Gedanke: „Ich will ein Schiff rüsten lassen und Handel treiben.“ Er rüstete das Schiff aus und sagte dann seiner Mutter: „Mutter, ich will auf einem Schiffe Handel treiben.“ Die Mutter aber hielt ihn zurück mit den Worten: „Lieber, du bist mein einziger Sohn; in unserm Hause ist viel Geld und das Meer bringt mancherlei Gefahren. Gehe nicht fort!“ Er jedoch erwiderte: „Ich werde doch gehen; du kannst mich nicht zurückhalten.“ Seine Mutter fasste ihn an mit den Worten: „Ich, mein Sohn, werde dich zurückhalten“; da schlug er seine Mutter, dass sie seine Hand losließ, warf sie zu Boden, ging augenblicklich fort und bestieg das Schiff.

Am siebenten Tage blieb das Schiff wegen des Mittavindaka auf hoher See unbeweglich stehen. Als man das Unglücksrabenlos(4) herumgehen ließ, fiel es dreimal auf die Hand des Mittavindaka. Da gaben sie ihm ein Brett und sprachen: „Wegen dieses einen sollen die vielen nicht zugrunde gehen.“ Mit diesen Worten warfen sie ihn in das Meer; und sogleich fuhr das Schiff rasch auf dem Meere dahin.

Jener hatte sich auf das Brett gelegt und gelangte so nach einer Insel. Dort sah er in einem kristallenen Palaste vier Dämoninnen(5). Diese lebten immer sieben Tage lang in Glück und sieben Tage in Leid. Mit diesen zusammen genoss er göttliche Freuden. Als sie dann weggingen, um ihre Leidenstage zu verbringen, sagten sie zu ihm: „Herr, wir werden am siebenten Tage zurückkehren. Bis wir wiederkommen, bleibe du hier geduldigen Sinnes.“ Mit diesen Worten verließen sie ihn.

In seiner Begierde aber legte er sich wieder auf sein Brett und fuhr weiter auf dem Ozean. Da gelangte er zu einer andern Insel und sah dort in einem silbernen Palaste acht Dämoninnen. Auf dieselbe Weise wie vorher kam er dann zu einem Edelsteinpalaste mit sechzehn Dämoninnen und zu einem goldenen Palaste mit zweiunddreißig Dämoninnen. Auch mit diesen genoss er göttliche Freuden und fuhr dann, als sie sich entfernt hatten, um ihre Leidenszeit zu verbringen, auf dem Meere weiter.

Da sah er eine von Wällen umgebene Stadt mit vier Toren. Dies war die Ussada-Hölle, der Ort, wo viele Höllenbewohner den Lohn für ihre Taten erhielten. Dem Mittavindaka aber kam sie vor, als sei sie eine mit allem Schmuck gezierte Stadt. Er dachte: „Ich werde in die Stadt hineingehen und dort König werden.“ Er betrat den Ort und sah dort einen Höllenbewohner, der das Schermesserrad auf sich hatte nehmen müssen und so gequält wurde; jenem aber kam das Schermesserrad auf dessen Haupte vor, als sei es eine Lotosblume. Die fünffachen Fesseln an seiner Brust erschienen ihm als ein die Brust bedeckender Schmuck; das Blut, das von seinem Körper herabrann, kam ihm vor als eine Salbe aus rotem Sandelholz und sein Klagelaut als ein süßer Gesang. Er ging zu ihm hin und sagte: „He, Mann, du hast schon lange die Lotosblume getragen; gib sie mir!“ Das Höllenwesen antwortete: „Freund, das ist keine Lotosblume, es ist ein Schermesserrad.“ Doch Mittavindaka versetzte: „Du sprichst nur deshalb so, weil du sie mir nicht geben willst.“

Da dachte der Höllenbewohner: „Mein Karma(6) wird verschwunden sein; jener aber wird ebenso wie ich hierher gekommen sein, weil er seine Mutter geschlagen. Ich werde ihm das Schermesserrad geben.“ Und er sprach zu ihm: „He, komme nur und nimm diese Lotosblume.“ Mit diesen Worten warf er das Schermesserrad auf dessen Haupt; es fiel auf seinen Kopf und zerdrückte ihn. In diesem Augenblicke merkte Mittavindaka, dass es wirklich ein Schermesserrad war, und rief jammernd, von Schmerz gepeinigt: „Nimm nur dein Schermesserrad, nimm dein Schermesserrad zurück.“ Der andere aber verschwand.

Damals gelangte gerade der Bodhisattva(7), als er durch die Ussada-Hölle wandelte, an diesen Ort. Mittavindaka blickte zu ihm empor und sagte: „Herr Götterkönig, dieses Rad kommt auf mich herab und drückt mich zusammen, als sollte es Sesamkörner weich machen. Was habe ich denn Böses getan?“ Und indem er so fragte, sprach er die beiden folgenden Strophen:

[§1] Hover: 1. Catudvāramidaṃ nagaraṃ, āyasaṃ daḷhapākāraṃ; Oruddhapaṭiruddhosmi, kiṃ pāpaṃ pakataṃ mayā. „Vier Tore diese Stadt besitzt; aus Erz ist sie und fest umwallt. Ich stieg hinauf und dann hinab; was hab ich Böses denn getan? [§2] Hover: 2. Sabbe apihitā dvārā, oruddhosmi yathā dijo; Kimādhikaraṇaṃ yakkha, cakkābhinihato ahaṃ. Geschlossen waren alle Tore, dem Vogel gleich stieg ich hinab; aus welchem Grunde, Dämon, werd ich von diesem Rade hier gepeinigt?“

Um ihm aber den Grund darzulegen, sprach der Götterkönig folgende sechs Strophen:

[§3] Hover: 3. Laddhā satasahassāni, atirekāni vīsati; Anukampakānaṃ ñātīnaṃ, vacanaṃ samma nākari. „Du hast erhalten hunderttausend und noch dazu das Zwanzigfache und tatst doch, Freund, nicht nach dem Worte deiner mitleidigen Verwandten. [§4] Hover: 4. Laṅghiṃ samuddaṃ pakkhandi, sāgaraṃ appasiddhikaṃ; Catubbhi aṭṭhajjhagamā, aṭṭhāhipi ca soḷasa. Mit Hast du eiltest übers Meer, den Ozean, der wenig Glück bringt. Nach vier bist du zu acht gelangt, nach acht hast sechzehn du erreicht, [§5] Hover: 5. Soḷasāhi ca bāttiṃsa, atricchaṃ cakkamāsado; Icchāhatassa posassa, cakkaṃ bhamati matthake. nach sechzehn zweiunddreißig dann. Dem Rad verfielst du Neues wünschend; dem Manne, den die Lust vernichtet, das Höllenrad fällt auf das Haupt. [§6] Hover: 6. Uparivisālā duppūrā, icchā visaṭagāminī [visaṭagāminiṃ (pī. ka.)]; Ye ca taṃ anugijjhanti, te honti cakkadhārino. Wer voller Gier nach Wünschen strebt, die übergroß, schwer zu erfüllen und die sich nicht beschränken können, der muss des Rades Strafe tragen(8). [§7] Hover: 7. Bahubhaṇḍaṃ [bahuṃ bhaṇḍaṃ (sī. pī.)] avahāya, maggaṃ appaṭivekkhiya; Yesañcetaṃ asaṅkhātaṃ, te honti cakkadhārino. Wer nicht auf großes Gut verzichtet und nicht den rechten Weg bedenkt, wer dieses sich nicht überlegt, der muss des Rades Strafe tragen. [§8] Hover: 8. Kammaṃ samekkhe vipulañca bhogaṃ, icchaṃ na seveyya anatthasaṃhitaṃ; Kareyya vākyaṃ anukampakānaṃ, taṃ tādisaṃ nātivatteyya cakkaṃ. Erwäge deine Taten(9) und des Reichtums Größe, dem Wunsch nicht folge, der dir Schaden bringt; tu nach dem Worte derer, die voll Mitleid sind; denn einen solchen Mann trifft nicht das Rad.“

Als dies Mittavindaka vernommen, dachte er: „Dieser Göttersohn kennt meine Taten der Wahrheit gemäß; er wird auch die Länge meiner Qualen kennen. Ich will ihn fragen.“ Und er sprach folgende neunte Strophe:

[§9] Hover: 9. Kīvaciraṃ nu me yakkha, cakkaṃ sirasi ṭhassati; Kati vassasahassāni, taṃ me akkhāhi pucchito. „Wie lange wird mir noch, o Dämon, das Rad auf meinem Haupte bleiben? Wie viele tausend Jahre noch? O sag es mir, der ich dich frage!“

Um dies ihm zu verkünden, sprach das große Wesen folgende zehnte Strophe:

[§10] Hover: 10. Atisaro paccasaro [accasaro (sī. syā. pī.)], mittavinda suṇohi me; Cakkaṃ te sirasi [sirasmi (syā.)] māviddhaṃ, na taṃ jīvaṃ pamokkhasīti. „Gar lang, sehr lang, o Mittavinda, wirst du noch leiden, höre mich; fest bleibt das Rad dir auf dem Haupte und lebend wirst du es nicht los“,

Nach diesen Worten begab sich der Göttersohn nach seinem Wohnorte; der andere aber musste große Qualen leiden.

[§C] Hover: Schlußworte und Auflösung

Nachdem der Meister diese Unterweisung beschlossen, verband er das Jātaka mit folgenden Worten: „Damals war Mittavindaka der unfolgsame Mönch, der Götterkönig aber war ich.“

Ende der Erzählung von den vier Toren

Anmerkungen:

1.

Auch hier ist, wie so oft, der Titel einem Wort der ersten Strophe

entnommen.

2.
3.

Da die Geschichte sich unter dem Vorgänger Buddhas in der Buddhawürde

abspielt, gleichen alle Verhältnisse denen zur Zeit Buddhas.

4.

Wenn ein Schiff nicht weiter fuhr, musste einer daran schuld sein, der

dann im Meer ausgesetzt wurde.

5.

Unter „peti“, skr. „preti“, versteht man die Geister von verstorbenen

Frauen, die eine Art Gespensterdasein führten.

6.

Das Karma, die Differenz zwischen den guten und bösen Taten eines Wesens,

bewirkt seine Wiedergeburt in einer der verschiedenen Existenzen. Hier ist das Karma durch die ausgestandene Marter getilgt; also kann der Betreffende eine neue Wiedergeburt erlangen.

7.

Der Bodhisattva ist hier der Götterkönig Indra, der auch die Höllen zu

beaufsichtigen hat.

8.

Die zweieinhalb letzten Strophen stehen auch im

Jātaka 369 Strophen 4-5, wo auf unser Jātaka Bezug genommen ist.

9.

Wörtlich „dein Karma“ (siehe oben Anm.6). Die Strophe nimmt unmittelbar

auf des Mittavindaka Vergangenheit Bezug.

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de/tipitaka/sut/kn/j/j09/j439.txt · Zuletzt geändert: 2022/03/24 13:38 von Johann