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491 Die Erzählung von dem großen Pfau - Mahamora-Jataka

491 Die Erzählung von dem großen Pfau - Mahamora-Jataka

Summary: url=./index.html#j491 Ein schöner Pfau zieht sich aus Furcht gefangen zu werden in eine einsame Gegend zurück. Hier sieht ihn ein Jäger und teilte dies auch seinem Sohne mit. — Ein König läßt, weil seine Gattin einen Traum hatte, nach einem solchen Pfau suchen; aber in sechs Generationen gelingt es nicht den Pfau zu fangen. Endlich bringt dies ein Jäger fertig durch Mitnahme eines Pfauenweibchens. Doch erregt die jetzige klägliche Lage des Pfaues sein Mitleid und er will ihn wieder freilassen. In dem sich nun entspinnenden Zwiegespräch wird der Jäger von der Anhänglichkeit an das Irdische befreit; er bewirkt auf den Rat von jenem durch ein Wunder die Freilassung aller gefangenen Tiere und wird ein Heiliger.

J 491 {Sutta: J iv 342|J 491|J 491} {Vaṇṇanā: atta. J 491|atta. J 491}

Die Erzählung von dem großen Pfau

491

Mahamora-Jataka (Mahāmorajātakaṃ)

übersetzt aus dem Pali ins Deutsche:

Julius Dutoit

Wenn ich gefangen ward um Geldes willen

[§A] Hover: Gegenwartsgeschichte: Vorgeschichte

Dies erzählte der Meister, da er im Jetavana verweilte, mit Beziehung auf einen unzufriedenen Mönch. Als diesen nämlich der Meister fragte: „Ist es wahr, o Mönch, dass du unzufrieden bist?“, und die Antwort erhielt: „Es ist wahr, Herr“, sprach er: „O Mönch, wie sollte die Lust nach sinnlicher Ergötzung einen solchen wie du nicht auch quälen? Der Sturm, der den Sineru-Berg erschüttert, scheut sich ja auch nicht vor einem verdorrten Blatt, das in der Nähe ist! In der Vorzeit wurden auch reine Wesen, die siebenhundert Jahre lang die Befleckung durch die Lüste von sich abgehalten hatten, dennoch von dieser Lust befallen.“ Nach diesen Worten erzählte er folgende Begebenheit aus der Vergangenheit.

[§B] Hover: Geschichte aus der Vergangenheit

Als ehedem zu Benares Brahmadatta regierte, nahm in einem benachbarten Lande der Bodhisattva seine Wiedergeburt im Schoße eines Pfauenweibchens. Als die Frucht zur Reife gelangt war, ließ die Mutter an dem Orte, wo sie sich Futter suchte, ihr Ei fallen und entfernte sich. Wenn nämlich die Mutter gesund ist und keine andere Gefahr von Schlangen und anderen Tieren besteht, geht das Ei nicht zugrunde. Deshalb zerbarst das Ei, das goldfarbig war wie eine Kanikara-Knospe(1), als es zur Reife gediehen war, von selbst durch die Tugend des Inwohners und es kam ein goldfarbiger junger Pfau hervor. Seine zwei Augen glichen den Früchten des Jinjuka-Strauches(2), sein Schnabel hatte die Farbe der Koralle und drei rote Linien umzogen seinen Hals und gingen bis in die Mitte des Rückens. Als er herangewachsen war, war sein Körper so groß wie ein Lastwagen und war schön anzusehen; darum versammelten sich alle blauen Pfauen, machten ihn zu ihrem König und bildeten sein Gefolge.

Als er eines Tages aus einem Wassertümpel Wasser trank, sah er seine Schönheitsfülle und er dachte: „Ich bin unter allen Pfauen an Schönheit hervorragend. Wenn ich mich mit ihnen im Bereiche der Menschen aufhalte, wird daraus für mich eine Gefahr entstehen. Ich werde mich nach dem Himalaya begeben und dort an einem passenden Platze bleiben.“ Zur Nachtzeit, als die anderen Pfauen sich zurückgezogen hatten, flog er, ohne irgendetwas wissen zu lassen, nach dem Himalaya. Drei Reihen von Bergen überflog er. Bei der vierten befindet sich in einem Walde ein von Lotosblumen bedeckter großer natürlicher Teich; unweit von diesem steht in der Nähe eines Berges ein großer Nigrodha-Baum; auf dessen Zweige setzte er sich nieder. In der Mitte dieses Berges aber befindet sich eine anmutige Höhle; weil er dort Wohnung nehmen wollte, setzte er sich ihr gegenüber auf die Fläche des Berges.

Zu diesem Orte aber konnte man weder von unten hinaufsteigen noch auch von oben hinabsteigen; dort war man frei von Furcht vor Vögeln, Katzen, Schlangen und Menschen. Da dachte der Pfau: „Dies ist ein passender Platz für mich“, und brachte dort den Tag zu. Am nächsten Tage erhob er sich aus der Berghöhle und ließ sich auf dem Berggipfel nieder, das Antlitz nach Osten gewendet. Als er die Sonnenscheibe aufgehen sah, sagte er, um sich bei Tage Schutz und Schirm zu sichern, die Worte: „Jetzt geht er auf, der Herrscher(3)“, zu seinem Schutze her und stieg dann an seine Futterstelle herunter, wo er sich Nahrung suchte. Am Abend kehrte er zurück und ließ sich auf dem Berggipfel nieder, das Antlitz gen Westen gewendet. Als er die Sonnenscheibe untergehen sah, sagte er, um sich für die Nacht zu sichern: „Jetzt sinkt hinab der Herrscher(4)“, zu seinem Schutze her. Auf diese Weise lebte er dort.

Eines Tages aber sah ihn ein junger Jäger, der im Walde umherwandelte, auf dem Gipfel des Berges sitzen und kehrte dann nach Hause zurück. Bei seinem Tode sagte er seinem Sohne: „Mein Sohn, in der vierten Bergreihe befindet sich im Walde ein Goldpfau; wenn der König danach fragt, so teile ihm dies mit.“ — Eines Tages nun hatte Khema, die erste Gemahlin des Königs von Benares, ein Traumgesicht. Dieser Traum war folgendermaßen: Ein goldfarbiger Pfau lehrte sie die Wahrheit und sie hörte mit Wohlgefallen der Lehrverkündigung zu. Nachdem der Pfau die Wahrheit verkündigt hatte, erhob er sich und flog fort; sie rief: „Der Pfauenkönig fliegt fort, haltet ihn fest“, und erwachte dabei.

Als sie aber erwacht war und merkte, dass es ein Traum gewesen, dachte sie bei sich: „Wenn ich sage, es sei ein Traum gewesen, wird der König keine Rücksicht auf mich nehmen; wenn ich aber von einem Gelüste rede, wird er es tun.“ Und sie legte sich nieder wie eine Schwangere, die ein Gelüste hat. Der König kam zu ihr und fragte sie: „Liebe, bist du krank?“ Sie antwortete: „Ich habe ein Gelüste bekommen.“ „Was wünschest du, Liebe?“ „Von einem goldfarbigen Pfau die Wahrheit verkündigen zu hören, o Fürst.“ „Liebe, woher soll ich einen solchen Pfau nehmen?“ „O Fürst, wenn ich ihn nicht erhalte, so muss ich sterben.“

Darauf tröstete sie der König mit folgenden Worten: „Liebe, sei unbekümmert; wenn es irgendwo einen solchen gibt, sollst du ihn erhalten.“ Er ging fort, setzte sich auf seinen königlichen Thron und fragte die Minister: „Holla, die Königin möchte einen goldfarbigen Pfau die Wahrheit verkündigen hören; gibt es denn goldfarbige Pfauen?“ Jene antworteten: „Die Brahmanen werden es wissen, Fürst.“ Darauf fragte der König die Brahmanen. Die Brahmanen aber sprachen also: „O Großkönig, in den Gewässern gibt es Fische, Schildkröten und Krebse, auf dem Lande gibt es Gazellen, Schwäne und Pfauen; diese Tiere und auch Menschen können goldfarbig sein, so steht es in unseren Zaubersprüchen über glückliche Vorbedeutungen.“

Jetzt ließ der König in seinem Reiche alle Jäger zusammenkommen und fragte sie: „Habt ihr schon einen goldfarbigen Pfau gesehen?“ Die übrigen erwiderten: „Wir haben noch keinen gesehen.“ Der eine aber, dem es sein Vater mitgeteilt hatte, sprach: „Auch ich habe noch keinen gesehen; mein Vater aber hat mir erzählt, an dem und dem Orte wohne ein goldfarbiger Pfau.“ Darauf sagte zu ihm der König: „Mein Lieber, mir und der Königin wird damit das Leben gerettet werden; gehe hin, binde ihn und bringe ihn her.“ Er gab ihm viel Geld und schickte ihn fort.

Jener gab das Geld seiner Frau und seinen Kindern, ging dorthin und sah auch das große Wesen. Er legte Schlingen und dachte immer: „Heute wird er gefangen werden, heute wird er gefangen werden“; darüber starb er. Auch die Königin starb, da sie ihren Wunsch nicht erfüllt erhielt. Voll Zorn dachte der König: „Um dieses Pfaues willen ist mir meine liebe Gattin gestorben“, und hasserfüllt ließ er in eine goldene Platte folgende Inschrift einritzen: „Im Himalaya in der vierten Bergreihe weilt ein goldfarbiger Pfau; wer dessen Fleisch isst, wird nicht altern und nicht sterben.“ Diese Platte ließ er in seiner Schatzkammer aufstellen und starb dann.

Auf ihn folgte ein anderer König. Als dieser die Buchstaben auf der Platte las, dachte er: „Ich werde nicht altern und nicht sterben“, und schickte, um den Pfau zu fangen, einen Jäger aus; aber auch dieser starb darüber. — So vergingen sechs Generationen von Königen und sechs junge Jäger starben im Himalaya.

Der siebente Jäger aber, der von dem siebenten König abgeschickt war, meinte auch immer: „Heute, heute noch“, und konnte ihn doch sieben Jahre lang nicht fangen. Da dachte er: „Was ist wohl der Grund, dass sich die Schlinge bei dem Fuße dieses Pfauenkönigs nicht zusammenzieht?“ Und er beobachtete ihn. Da bemerkte er, wie jener am Abend und am Morgen sich einen Schutz schuf, und er dachte: „An diesem Orte ist kein anderer Pfau; er muss ein heilig Lebender sein. Infolge seines heiligen Lebens und seiner Sicherung des Schutzes wird sein Fuß durch die Schlinge nicht gefesselt.“

Nachdem er es auf diese Weise erforscht hatte, begab er sich in das angrenzende Land, fing ein Pfauenweibchen und richtete es ab, dass es auf das Klappen der Finger schrie und, wenn man sich auf die Hand schlug, tanzte. Hierauf legte er, noch bevor der Bodhisattva sich den Schutz verschaffte, die Schlinge, klappte mit den Fingern und ließ dadurch das Pfauenweibchen seinen Schrei ausstoßen. Der Pfau hörte dessen Stimme; sogleich aber erhob sich in ihm die Sinnenlust, die siebenhundert Jahre lang in ihm geruht hatte, gleich einer getroffenen Giftschlange, die ihren Kamm aufbläht. Übermannt von der Begierde war er nicht im Stande, seinen Schutz sich wie sonst zu verschaffen, sondern er kam rasch auf das Weibchen zu und stieg aus der Luft herab, wobei er gerade seinen Fuß in die Schlinge brachte. Die Schlinge aber, die sich siebenhundert Jahre lang nicht geschlossen hatte, zog sich in demselben Augenblick zusammen und fesselte seinen Fuß.

Als ihn nun der junge Jäger am Ende seines Stabes herunterhängen sah, dachte er bei sich: „Diesen Pfauenkönig vermochten sechs Jäger nicht zu fangen; auch ich war sieben Jahre lang dazu nicht im Stande. Heute aber wurde er wegen dieses Pfauenweibchens von Begierde übermannt, konnte seinen Schutz sich nicht sichern, sondern kam herbei, fing sich in der Schlinge und hängt jetzt da, den Kopf nach unten. Solch ein Tugendhafter wurde von mir geplagt! Es ist unpassend, einen solchen um eines Geschenkes willen einem anderen zu überbringen. Was soll ich mit der mir vom König bestimmten Ehrung? Ich werde ihn loslassen.“ Dann aber bedachte er wieder: „Dieser ist elefantenstark und mit großer Kraft ausgestattet. Wenn ich auf ihn zugehe, wird er meinen, ich komme, um ihn zu töten, und wird voll Todesangst sich sträuben und sich dadurch einen Fuß oder einen Flügel brechen. Ich will lieber nicht zu ihm hingehen, sondern in einem Verstecke stehend mit einem Pfeile seine Schlinge lösen; dann kann er selbst hingehen, wohin er will.“ Er stellte sich versteckt auf, erhob seinen Bogen, legte einen Pfeil darauf und zog die Sehne an.

Der Pfau andererseits hatte gedacht: „Nachdem mich dieser Jäger von der Begierde hat besiegen lassen und bemerkt hat, dass ich gefangen bin, wird er nicht untätig bleiben. Wo ist er denn?“ Während er so nach allen Seiten umherspähte, sah er ihn mit erhobenem Bogen dastehen. Da er meinte: „Dieser wird mich töten und dann mit mir fortgehen wollen“, wurde er von Todesangst erfüllt; und indem er ihn um sein Leben bat, sprach er folgende erste Strophe:

[§1] Hover: 143. Sace hi tyāhaṃ dhanahetu gāhito, mā maṃ vadhī jīvagāhaṃ gahetvā; Rañño ca [raññova (sī. pī.)] maṃ samma upantikaṃ [upanti (sī. syā. pī.)] nehi, maññe dhanaṃ lacchasinapparūpaṃ. „Wenn ich gefangen ward um Geldes willen, so töt mich nicht, nimm lebend mich gefangen und bringe mich zum König hin, mein Lieber; gar vieles Geld erhältst du dafür, glaub ich.“

Als dies der junge Jäger hörte, dachte er: „Der Pfauenkönig meint, ich habe den Pfeil aufgelegt in der Absicht, ihn zu durchbohren; ich werde ihn beruhigen.“ Und um ihn zu trösten, sprach er folgende zweite Strophe:

[§2] Hover: 144. Na me ayaṃ tuyha vadhāya ajja, samāhito cāpadhure [cāpavare (sī. pī.), cāpavaro (syā.)] khurappo; Pāsañca tyāhaṃ adhipātayissaṃ, yathāsukhaṃ gacchatu morarājā. „Nicht habe ich, um dich zu töten, heute den Pfeil hier auf den Bogen aufgelegt. Die Schlinge möchte ich von dir zerstören; es möge gehn der Pfau, wohin er will.“

Darauf sprach der Pfau folgende zwei Strophen:

[§3] Hover: 145. Yaṃ satta vassāni mamānubandhi, rattindivaṃ khuppipāsaṃ sahanto; Atha kissa maṃ pāsavasūpanītaṃ, pamuttave icchasi bandhanasmā. „Nachdem du sieben Jahre mich verfolgtest, bei Tag und Nacht Hunger und Durst ertragend, warum willst du mich jetzt, da in der Schlinge ich mich gefangen, von der Fessel lösen? [§4] Hover: 146. Pāṇātipātā virato nusajja, abhayaṃ nu te sabbabhūtesu dinnaṃ; Yaṃ maṃ tuvaṃ pāsavasūpanītaṃ, pamuttave icchasi bandhanasmā. Hast du heut keine Lust, Tiere zu töten, gibst allen Wesen du Schonung des Lebens, dass du mich jetzt, da ich mich in der Schlinge gefangen, von der Fessel lösen willst?“

Die nächsten Strophen lauten folgendermaßen:

[§5] Hover: 147. Pāṇātipātā viratassa brūhi, abhayañca yo sabbabhūtesu deti; Pucchāmi taṃ morarājetamatthaṃ, ito cuto kiṃ labhate sukhaṃ so. „Sag dem, der keine Lust hat an der Tötung, der allen Wesen Schonung gibt des Lebens, — ich frage dich danach, du Pfauenkönig — wenn er hier stirbt, was für ein Glück erhält er?“ [§6] Hover: 148. Pāṇātipātā viratassa brūmi, abhayañca yo sabbabhūtesu deti; Diṭṭheva dhamme labhate pasaṃsaṃ, saggañca so yāti sarīrabhedā. „Der keine Lust zur Tötung hat, dem sag ich und dem, der allen Schonung gibt des Lebens: In dieser Welt erntet er Anerkennung und nach dem Tode kommt er in den Himmel.“ [§7] Hover: 149. Na santi devā iti āhu [iccāhu (sī. pī.)] eke, idheva jīvo vibhavaṃ upeti; Tathā phalaṃ sukatadukkaṭānaṃ, dattupaññattañca vadanti dānaṃ; Tesaṃ vaco arahataṃ saddahāno, tasmā ahaṃ sakuṇe bādhayāmi. „‘Nicht gibt es Götter’, also sagen manche, ‘nur hier gelangt der Lebende zu Glanz; hier ist die Frucht vom Guten und vom Bösen, Almosen Geben nennt man eine Torheit.’ Weil ich dem Wort von solchen Heil'gen(5) glaube, darum bin ich den Vögeln ein Bedränger.“

Als dies das große Wesen vernahm, dachte es: „Jetzt will ich ihm das Dasein einer andern Welt erklären“; und indem es noch von dem Schlingenstab den Kopf herabhängen ließ, sprach es folgende Strophe:

[§8] Hover: 150. Cando ca suriyo ca ubho sudassanā, gacchanti obhāsayamantalikkhe; Imassa lokassa parassa vā te, kathaṃ nu te āhu manussaloke. „Sonne und Mond, die beide schön zu schauen, sie wandeln glänzend durch den Himmelsraum. Gehörn sie dieser Welt oder der andern? Wie spricht darüber man unter den Menschen?“

Der Jäger antwortete mit folgender Strophe:

[§9] Hover: 151. Cando ca suriyo ca ubho sudassanā, gacchanti obhāsayamantalikkhe; Parassa lokassa na te imassa, devāti te āhu manussaloke. „Sonne und Mond, die beide schön zu schauen, sie wandeln glänzend durch den Himmelsraum. Zur andern Welt gehörn sie, nicht zu dieser; Götter sind es, so sagt man bei den Menschen.“

Darauf sprach zu ihm das große Wesen:

[§10] Hover: 152. Ettheva te nīhatā hīnavādā, ahetukā ye na vadanti kammaṃ; Tathā phalaṃ sukatadukkaṭānaṃ, dattupaññattaṃ ye ca vadanti dānaṃ. „Dann sind geschlagen sie, die niedrig reden, es lügen die, die nicht vom Karma sprechen(6), hier sei die Frucht vom Guten und vom Bösen, und die das Schenken eine Torheit nennen.“

Während das große Wesen dies erklärte, verstand es jener und sprach folgendes Strophenpaar:

[§11] Hover: 153. Addhā hi saccaṃ vacanaṃ tavedaṃ [tavetaṃ (sī. syā. pī.)], kathañhi dānaṃ aphalaṃ bhaveyya [vadeyya (sī. pī.)]; Tathā phalaṃ sukatadukkaṭānaṃ, dattupaññattañca kathaṃ bhaveyya. „Gewiss sind Wahrheit diese deine Worte, denn wie kann man das Schenken fruchtlos nennen, hier sei die Frucht vom Guten und Bösen; wie kann Almosen Geben töricht sein? [§12] Hover: 154. Kathaṃkaro kintikaro kimācaraṃ, kiṃ sevamāno kena tapoguṇena; Akkhāhi [akkhāhi taṃ dāni (ka.)] me morarājetamatthaṃ, yathā ahaṃ no nirayaṃ pateyyaṃ. Was soll ich tun, wie handeln und wie leben, was soll ich ehren, wie Askese treiben? O teile mir dies mit, du Pfauenkönig, damit ich nicht der Hölle einst verfalle!“

Als dies das große Wesen hörte, dachte es: „Wenn ich diese Frage beantworte, wird die Menschenwelt gewissermaßen leer erscheinen; darum will ich ihm nur von der Existenz tugendhafter Asketen und Brahmanen berichten.“ Und er sprach folgende zwei Strophen:

[§13] Hover: 155. Ye keci atthi samaṇā pathabyā, kāsāyavatthā anagāriyā te; Pātova piṇḍāya caranti kāle, vikālacariyā viratā hi santo. „Die Büßer alle, die auf Erden wandeln, sind gelb gekleidet, haben keine Heimat; am Morgen gehn sie zum Almosen Suchen, denn später(7) wollen Heilige nicht betteln. [§14] Hover: 156. Te tattha kālenupasaṅkamitvā, pucchāhi yaṃ te manaso piyaṃ siyā; Te te pavakkhanti yathāpajānaṃ, imassa lokassa parassa catthaṃ. Zur rechten Zeit geh zu den Heil'gen hin und frage sie, was dir dein Herz bewegt; sie werden dir wahrheitsgemäß verkünden, was es mit dieser Welt ist und der andern.“

Mit diesen Worten erschreckte er ihn durch die Furcht vor der Hölle. Jener aber lebte schon damals als ein die Vollkommenheiten erfüllender Paccekabodhisattva(8), bei dem die Erkenntnis zur Reife gelangt war wie eine reife Lotosblume, die dasteht und nur noch auf die Berührung durch einen Sonnenstrahl wartet. Während er dessen Unterweisung anhörte, erfasste er noch auf demselben Fuße stehend die Lebensbestandteile(9) und begriff ihre drei Kennzeichen [10]; so gelangte er zur Erkenntnis eines Paccekabuddha. Seine Gewinnung der Erkenntnisse aber und die Befreiung des großen Wesens aus der Schlinge geschah in ein und demselben Augenblick.

Als so der Paccekabuddha alle Lüste in sich zerstört hatte und sich am Ende seiner Existenz befand(11), sprach er einen begeisterten Ausruf ausstoßend folgende Strophe:

[§15] Hover: 157. Tacaṃva jiṇṇaṃ urago purāṇaṃ, paṇḍūpalāsaṃ harito dumova; Esappahīno mama luddabhāvo, jahāmahaṃ luddakabhāvamajja. „Wie ihre alte Haut die Schlange abstreift und wie ein grüner Baum die gelben Blätter, so geb ich auf meinen Beruf als Jäger, noch heut verlass ich dieses Jägerleben.“

Nachdem er diesen begeisterten Ausruf ausgestoßen, dachte er: „Ich bin jetzt von allen Banden der Lüste befreit; in meinem Hause aber habe ich viele Vögel gefesselt aufbewahrt. Wie werde ich diese befreien?“ Und er fragte das große Wesen: „O Pfauenkönig, in meinem Hause sind viele Vögel gefesselt; wie werden wir sie befreien?“ Noch größer aber als bei einem Paccekabuddha ist bei einem allwissenden Bodhisattva die Kenntnis der zu wählenden Mittel. Darum sprach der Bodhisattva zu ihm: „Weil Ihr auf diesem Wege die Lüste zerstört und die Kenntnis der Teilerleuchtung(12) erlangt habt, so wirket daraufhin ein Wunder durch Bezeugung der Wahrheit; dann wird auf dem ganzen Jambu-Erdteil kein Wesen mehr gefesselt bleiben.“ Jener trat an die Tür, die ihm jener gezeigt hatte [13], und sprach, indem er die Wahrheit bekräftigte, folgende Strophe:

[§16] Hover: 158. Ye cāpi me sakuṇā atthi baddhā, satāninekāni nivesanasmiṃ; Tesampahaṃ [tesaṃ ahaṃ (syā. ka.)] jīvitamajja dammi, mokkhañca te pattā [patto (sī.), accha (syā.)] sakaṃ niketaṃ. „Die Vögel alle, die von mir gefangen in meinem Hause weilen, viele hundert, denen schenk ich das Leben heut und Freiheit; sie sollen heimkehren zu ihrem Neste.“

Bei dieser seiner Wahrheitsbekräftigung wurden alle noch zu später Stunde von ihren Banden frei; Freudenschreie ausstoßend flogen sie zu ihren Wohnungen. In demselben Augenblick aber gab es auch in allen Häusern auf dem ganzen Jambu-Erdteil von den Katzen angefangen keine Gefangenen mehr.

Darauf erhob der Paccekabuddha die Hand und berührte sein Haupt; sogleich verschwand sein Laienaussehen und es zeigte sich das Äußere eines, der die Welt verlassen. Einem Thera von sechzig Jahren gleich zeigte er edle Haltung und war mit den acht Gebrauchsgegenständen(14) ausgestattet. Mit den Worten: „Du warst mir eine große Hilfe“, faltete er gegen den Pfauenkönig die Hände und umwandelte ihn von rechts; hierauf flog er in die Luft empor und begab sich nach der Berghöhle Nandamula. Auch der Pfauenkönig flog vom Ende der Stange empor, suchte sich Futter und begab sich dann in seine Behausung.

Um zu verkünden, wie der Jäger, obwohl er sieben Jahre lang mit der Schlinge in der Hand herumgegangen war, durch den Pfauenkönig vom Unglück erlöst wurde, sprach jetzt der Meister folgende Schlussstrophe:

[§17] Hover: 159. Luddo carī pāsahattho araññe, bādhetu morādhipatiṃ yasassiṃ; Bandhitvā [bandhitva (sī. pī.)] morādhipatiṃ yasassiṃ, dukkhā sa pamucci [dukkhā pamucci (sī.), dukkhā pamuñci (syā. pī.)] yathāhaṃ pamuttoti. Mit seiner Schlinge wandelt' im Wald der Jäger, zu fangen den berühmten Pfauenkönig; doch als den Pfauenkönig er gefangen, ward er vom Leid befreit, wie ich ward frei(15).

[§C] Hover: Schlußworte und Auflösung

Nachdem der Meister diese Unterweisung beschlossen und die Wahrheiten verkündigt hatte, verband er (am Ende der Wahrheitsverkündigung aber gelangte jener unzufriedene Mönch zur Heiligkeit) das Jātaka mit folgenden Worten: „Damals war ich der Pfauenkönig.“

Ende der Erzählung von dem großen Pfau

Anmerkungen:

1.

Pterospermum acerifolium.

2.

Der Gunja-Strauch.

3.

Dies ist auch die erste Zeile der ersten Strophe des Jātaka 159, das auch sonst große Ähnlichkeit mit dem vorliegenden besitzt.

4.

Dies ist der Anfang der dritten Strophe des erwähnten Jātaka [Nr. 159].

5.

Nach dem Kommentator waren es Asketen und Brahmanen, von denen er dies

gehört hatte.

6.

Dies ist doch wohl hier die Bedeutung von „kammam“. Dass der nächste Vers

sich ohne eigentliche Verbindung anschließt, ist auch in der folgenden Strophe der Fall. Rouse lässt den Passus weg.

7.

Nämlich am Nachmittag, wo es den buddhistischen Mönchen streng verboten

ist, Nahrung zu sich zu nehmen.

8.

Wie beim eigentlichen Buddha der Bodhisattva die Vorstufe ist, so auch

beim Paccekabuddha.

9.

Die samkharas, d. h. die körperlichen und geistigen Eigenschaften, aus

denen sich das Leben zusammensetzt.

10.

Die drei Kennzeichen der weltlichen Dinge sind

  • 1. die Unbeständigkeit,
  • 2. das Leiden,
  • 3. dass sie nicht das Selbst sind.

</ul>

11.

Als Paccekabuddha, der er gerade geworden, geht er am Ende seines Lebens

zum vollkommenen Nirvana ein.

12.

D. h. die Erleuchtung, wie sie ein Paccekabuddha besitzt.

13.

Das Bild bedeutet nur, dass er tat, wie ihm jener geraten.

14.

Die drei Gewänder, Almosenschale, Gürtel, Schermesser, Nadel und Seiher.

15.

Ich lese statt des „pamunci“ des Textes „pamucci“; das Aktiv passt nicht

im geringsten zu dem vorausgegangenen Prosatext. Auch der Zusatz „wie ich ward frei“ ist besser verständlich, wenn vorher das Passiv steht; denn der Jäger erlangte die Erleuchtung ebenso wie Buddha selbst.

</dl>

de/tipitaka/sut/kn/j/j10/j491.txt · Zuletzt geändert: 2022/03/24 13:38 von Johann